Der Debütroman von Simon Froehling: Ein wütendes, skandalöses, ungemein zärtliches Buch.
In Lange Nächte Tag rekonstruiert Patrick, der Ich-Erzähler, die Zeit einer amour fou mit Jirka. Patrick schleicht sich in der ersten gemeinsamen Nacht aus Jirkas Wohnung – aus Angst, sich an diesem Mann zu verbrennen. Jirka fühlt sich missbraucht. Sein Absturz in Drogen und Sexorgien mündet in die Ansteckung mit dem HI-Virus. Das Spiel von Nähe und Distanz zwischen den beiden geht weiter, bis Jirka seine Ansteckung gesteht. Als Patrick erfährt, dass er trotz des ungeschützten Sex mit seinem Liebhaber negativ ist, macht sich eine seltsame Enttäuschung bemerkbar. Er fürchtet, diesen mysteriösen Mann zu verlieren und setzt zu einem verhängnisvollen Schritt an: Jirkas damaligen fatalen Tanz durch eine Herbstnacht nachzuzeichnen.Simon Froehling beschwört in diesem aussergewöhnlichen Liebesroman den Augenblick, von dem es kein Zurück mehr gibt. Er schildert die emotionale Achterbahnfahrt der beiden Protagonisten. In filmisch anmutenden Bildern entwirft er eine schwule, städtische Welt, die eigenartig kontrastiert mit der Erinnerung des Erzählers an seine verstorbene Schwester, die Grosse, und ihr gemeinsames Aufwachsen in einer ländlichen Umgebung. Subtil gesetzte Reflexionen wechseln mit Szenen, bei deren brutal anmutende Handlungen einem der Atem stockt.
»Patrick und Jirka, beide um die Dreissig, sind erst seit kurzem ein Paar, als ihre Liebe dramatisch auf die Probe gestellt wird: Jirka hat sich unmittelbar nach der ersten gemeinsamen Nacht mit HIV angesteckt – eine existenzielle Bedrohung für beide, die Fragen aufwirft nach Schicksal und Zufall, nach Verantwortung und Schuld. LANGE NÄCHTE TAG, der erste Roman von Simon Froehling, erzählt die Geschichte aus der Perspektive von Patrick, und stellt so der wuchtigen Anlage des Stoffes eine subjektive Wahrheit entgegen, die sich der Ich-Erzähler Bild für Bild, Augenblick für Augenblick vergegenwärtigt, um gleichsam in Slow Motion abzuspulen, was eben kein Film ist, sondern ein stetes Umkreisen des blinden Flecks – dessen was nicht erzählbar ist, sich letztlich dem Verstehen entzieht. Distanz und Nähe, eine beinahe obsessive Wahrnehmungsgenauigkeit, gepaart mit eigentümlicher Blindheit für das, was im Rückblick offensichtlich scheint: sie bilden das Raster des Erzählens, das mit Lust und Verve nicht nur die Liebesgeschichte beleuchtet, sondern auch den Unfalltod der Schwester, die Zumutungen der Arbeitswelt, die prekäre Idylle einer Hausgemeinschaft oder die städtische Schwulenszene, die mit dem schwierigen Heranwachsen auf dem Land nur scheinbar kontrastiert. Mit LANGE NÄCHTE TAG gelingt dem jungen Dramatiker Simon Froehling ein beeindruckendes Debut als Romanautor.«Ruth Schweikert, Schriftstellerin
»Thematisch schwierig, sprachlich herausfordernd und trotzdem für mich der Roman des Jahres 2010.«kakao auf www.tubuk.com - 01.02.11
»Hier passiert – durch Sprache – vom ersten Satz an etwas, bei dem man die Waffen streckt und schutzlos eintaucht in eine irisierend dunkel-grelle Tagnacht, in das Ringen zweier Menschen umeinander, für die eine HIV-Infektion nur das sichtbare, Halt, Identität und Sprache stiftende Symptom eines viel tieferen und vielleicht noch tödlicheren Schmerzes ist. Dieses Beben unter der Oberfläche einer sich anbahnenden Liebesbeziehung sprengt in Froehlings Text die Zeit, es bricht die Erinnerungen und die so genannte Wahrheit in Stücke und befördert Widersprüche und Fragen ans Licht, es verschiebt die Perspektiven und hebt die Kausalitäten auf, und das gelingt Froehling eindrucksvoll, im unablässigen Gegeneinanderschneiden der Zeiten, Bilder und Ereignisse, der davon frei gesetzten Gedanken, Assoziationen, (Alp-)Träume und Ängste. So funktioniert Erzählen – im Versuch, von allen Seiten das zu fassen, was sich in der Annäherung, im Scharfstellen am meisten entzieht: diesen Moment, in dem im Leben etwas Grundlegendes und Irreversibles geschieht. In ‚Lange Nächte Tag’ ist es die kurze Nacht, als Patrick von Jirka fort geht und gehen muss, und es ist der qualvoll lange Tag, an dem sich der Riss, der sich durch diese falsche Bewegung in den Gefühlen füreinander gebildet hat, zur Kluft weitet. Das Sich-Entziehen im Moment größtmöglicher Nähe ist das Drama der beiden, ist ihre Geschichte, und Froehlings Sprache. Er schafft es, Zärtliches und Brutales, Sentimentales und Banales lose oder verbunden nebeneinanderzustellen und in allen Schichtungen immer wieder auf die elementare Leerstelle im Fühlen seiner Figuren zu verweisen, in der die junge Liebe von Patrick und Jirka zu versinken droht, kaum, dass die beiden sich ihrer bewusst geworden sind. Im Ringen um eine Benennung dieses blinden Flecks bricht die Sprache immer wieder ab, setzt neu an, durchtaucht die Zeit bis hin zu den längst magisch gewordenen Bildern der Kindheit – und sucht: dieses Du, um das Patrick oszilliert, das er erkennen, halten, lieben möchte. Und das wegläuft, so, wie auch er in jener Nacht weglaufen musste, damit sich die beiden schliesslich, über den schmerzvollen Umweg der Krankheit, auf einer Ebene treffen können, die endlich Berührung zulässt. Denn erst als der Tod, und schon das Ende ihrer Liebe, im Körper des einen, vielleicht auch des anderen keimt, scheint eine wirkliche Begegnung plötzlich möglich und ganz nah. Selten hat ein Roman so sehr den Untertitel ‚Liebesroman’ verdient. Und selten spricht ein Roman so wenig von Liebe und meint doch nur sie.« Gunther Geltinger, Schriftsteller (»Mensch Engel«)
»Beifall für ein großes Debüt. Der Erstlingsroman des vor allem als Theaterautor bekannten Schweizers verwirrt und irritiert, weckt Empörung, verletzt, macht traurig und lässt doch hoffen. „Lange Nächte Tag“ ist ein Liebesroman, der die Gefühlswelt zweier Liebender in einer Collage aus Worten wiedergibt, deren Zusammensetzung dem Leser nicht immer verständlich ist. Doch gerade dieser Wechsel zwischen Verständnis und Unverständnis dieser zu einem Gesamtwerk zusammengeklebten berührenden, brutalen, anklagenden und zärtlichen Schnipseln fängt die Bedeutung von Liebe ein. Am Ende des Romans blickt der Leser von seinem Buch auf und möchte applaudieren.«Jelena Vasiljevic, mokant.at / Juli 2010
»Am Skandalon AIDS ist schon so manche Literatur kläglich gescheitert. Simon Froehling aber ist mit seinem Roman "Lange Nächte Tag" ein großer Wurf gelungen.« Holger Doetsch, suite101.de
»Die Liebe hier ist eine grosse Liebe, sie schlägt ein auf eine todernste Art und Weise. Es ist ein sehr existentialistisches Buch, und dieses Existentialistische, das hat mich sehr überzeugt an diesem Roman. Hier merkt man, wie die Welten auch sprachlich aufeinander prallen.«Hardy Ruoss, Reflexe, DRS 2
»Ein aussergewöhnliches Buch erzählt eine aussergewöhnliche Liebesgeschichte. (...) Es ist nicht nur ein schweres, erschütterndes Buch. Neben beinahe kitschigen Szenen – wie wenn Patrick nach dem ersten Sex mit dem Zuckerstreuer ein ‚Danke’ auf den Tisch schreibt – gibt es auch viele lustige Szenen mit Schweizer Lokalkolorit, beispielsweise die Beschreibungen des Zusammenlebens in einem Miethaus. Es fehlt auch nicht an der Anspielung auf die Waschküchenordnung, welche seit Hugo Loetscher und dessen Waschküchenschlüssel zum schweizerischen Literaturstoff dazu gehört. Nur ist sie bei Froehling von dessen Protagonisten mit einer Gegennotiz ‚eigenmächtig dereguliert’ worden. Dem 1978 geborenen Simon Froehling ist mit ‚Lange Nächte Tag’ ein hervorragendes Romandebüt gelungen. Besonders die Erzählhaltung- und Struktur sind schlicht genial. (...) Froehling hat bereits als Theaterautor auf sich aufmerksam gemacht und ist dafür schon mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet worden. Weitere Auszeichnungen und viel Anerkennung sind ihm für das vorliegende Werk verdienterweise gewiss.«Regula Portillo, www.rezensionen.ch
»LANGE NÄCHTE TAG ist ein Roman mit Tiefgang. In Rückblenden erzählt Patrick von den ersten Wochen der Beziehung mit Jirka, von der zerbrochenen Ehe seiner Eltern, seinem Coming-out, seinem Ex und von seiner jung verstorbenen Schwester. Doch im Zentrum des Mosaiks bleibt der Geliebte, Jirka, und die Faszination, die von seiner zerbrechlichen Männlichkeit ausgeht. Und als ob der Erzähler seinen eigenen Widerstreit zwischen Nähe und Distanz unterstreichen möchte, wechselt er oft zwischen der zweiten und dritten Person, wenn er von seinem Geliebten redet. (...) In seinem Buch schafft Froehling es mit Leichtigkeit, das Innenleben seiner Figuren zu sezieren und damit all die Konflikte und Ängste freizulegen, die den Ballast oder das 'Karma' einer Liebesbeziehung ausmachen. (...) Sein Buch stimmt zwar nachdenklich, doch seine sprachliche Frische und auch die Erotik verhindern, dass der Leser in zu viel Sinnhaftigkeit ermüdet.«Reiner Narr, Siegessäule
»LANGE NÄCHTE TAG ist ein kunstvoll geschriebener Liebesroman, der mit Collage- und Rückblendetechnik aus der Ich-Perspektive Patricks eine Amourfou zwischen ihm und Jirka, beide um die 30, erzählt. (...) Froehlings Sprache ist, wie schon in seinen Theaterstücken, lakonisch, präzise und von hoher suggestiver Kraft in ihren Bildern. Gekonnt auch seine Dramaturgie, die dem Leser nur nach und nach die Zusammenhänge der einzelnen Ereignisse darlegt.«Torsten Grund, Rosige Zeiten
»Bislang machte der schweizerisch-australische Doppelbürger Simon Froehling vor allem als Theaterautor von sich reden. Jetzt legt er sein Romandebüt vor, und das kann sich wahrlich sehen lassen.«Der Tagesspiegel & Zitty Berlin
»Die Geschichten sind auserzählt. Keiner will das immer Gleiche mehr lesen, das Material langweilt. Wirklich Neues ist seit Jahren nicht in Sicht, wenn es in der deutschsprachigen Literatur um HIV und Aids geht. Doch jetzt ist ein kleines Wunder geschehen. Ein Schweizer hat es erfunden. Simon Froehling (Jahrgang 1978) hat mit Lange Nächte Tag sein Debüt vorgelegt – ein umwerfendes! (...) Lange Nächte Tag ist ein verdammt gutes, ein verdammt brutales, ein verdammt liebevolles Buch. Messerscharf legt Simon Froehling Gefühle frei. Man versteht – und auch wieder nicht; ist hin und her gerissen. Das geht nahe, wühlt auf, lässt ratlos zurück, gibt zu denken, fesselt, verunsichert … Lesen!«Andreas Hergeth, DU&ICH
»Ein grosser Debütroman.« Volker Wuttke, www.gaybooks.de
»Lange Nächte Tag ist eine zugleich harte und zärtliche Annäherung an die Zürcher Schwulenszene und das Porträt einer Männerliebe unter dem schwarzen Stern von Aids.«Peter Surber, St. Galler Tagblatt
»Eine berührend beklemmende Liebesgeschichte.«Jennifer Khakshouri, DRS 2
»Eine kleine, feine Novelle über den bedrohlichen Schatten der 'Plage' und über die Liebe, die jeden Schatten verschwinden lässt. Lesenswert.«Andreas Marschner, Magazin MÄNNER
»Simon Froehling schildert die Ereignisse dieser wenigen Wochen, in denen Patrick und Jirka von einem übermächtigen Schicksal aneinandergekettet werden, in kurzen Szenen, die geschickt voraus- und zurückblenden und dem Leser immer nur allmählich Einblick gewähren in die Zusammenhänge der verschiedenen Ereignisse. So fügt sich nach und nach die Geschichte eines Wintermärchens zusammen, das erst eine Wendung zum schrecklichen Albtraum zu nehmen scheint und schliesslich in ein bitter-süsses, doch keineswegs kitschiges Ende mündet.«Roman Bucheli, NZZ
»Mit schlichter und präziser Sprache erzählt der 31-jährige Schweizer die packende Geschichte einer aus der Kontrolle geratenen Beziehung.«Armin Ceric, Timm TV
»EIN PATCHWORK voller Bilder: vom Land und von der Stadt, der schwulen Szene, dem schwulen Sex wie der schwulen Liebe . . . zarte Beobachtungen wechseln mit weniger zarten Handlungen. Froehling tut dies mit einer ausgesprochen rhythmisierten Sprache und mit schlichten Worten. Die aber geben der Geschichte Gewicht. – Ein beachtliches Debüt.«Marco Guetg, Mittellandzeitung
»Ein Wurf! Erinnert mich in dieser Art an Jean Genet, Guido Bachmann und Martin Frank.«Peter Thommen, Buchhandlung Arcados, Basel
»Der Autor schreibt eine äusserst sensible und leichtfüssige Sprache.«Heinrich Boxler, Rezensent fürs Bibliothekswesen
»Beeindruckend schön ist Froehlings Sprache, die einerseits schlicht und präzise ist und dabei die Geschichte zügig voran treibt. Andererseits lässt diese Sprache durch ihren ständigen stilistischen Wechsel eine immer wieder fast traumhafte Anmutung entstehen, die die Intensität der Schilderung enorm steigert. (...) Von diesen außergewöhnlichen, völlig unerwarteten Wendungen zur Intimität lebt dieser Roman, der zu Recht den Untertitel >Liebesroman< führt. Und das, gerade weil von Liebe fast nie die Rede ist, schon gar nicht als romantischem Gefühl, und weil Beteuerungen der Zuneigung von Patrick oder Jirko fast völlig fehlen. »Lange Nächte Tag« ist viel zu ehrlich und zu unverstellt schön, als dass an solche Hülsen Worte verschwendet würden.« Veit Georg Schmidt, Buchhandlung Löwenherz, Wien
»Froehling ist mit diesem Roman ein furioser Wurf gelungen, der für Diskussionszündstoff sorgen wird!«Angelo Algieri, Die Berliner Literaturkritik
»Grosse Fragen eindringlich beschrieben.«Thierry Frochaux, P.S.
»Nähe und Distanz, der Wunsch nach der nicht mit dem Leben zu vereinbarenden Symbiose, das hilflose Entsetzen, das mit dieser Einsicht einhergeht, sind die einnehmenden Themen im Debütroman des Schweizer Dramatikers Simon Froehling.« Radio DRS 3
»Simon Froehling hat ein zeitgenössisches Romandébut vorgelegt, das nie schnelllebig ist. Ein brisantes Buch, das immer den richtigen Ton trifft - inhaltlich und sprachlich gleichermassen zart wie heftig.« Tania Kummer, DRS 3
»Es zieht einem mit analytischem Sog in diesen Liebesroman. Immer klarer werden die Geschichten, immer unklarer, ambivalenter und komplexer das Geschehen. Das Erzählen des Geschehenen, muss man sagen. Denn über allem steht auch die skeptische Frage: Was geschieht, wenn wir anfangen, uns Geschichten zu erzählen? Wie kann ich heute überhaupt noch eine Geschichte erzählen? (...) Es sind Leute von heute, die Froehlings Texte bevölkern, was sie umtreibt, sind die Fragen der Zeit. Grosse Fragen, grosse Sehnsüchte – aber keine Pathetik. Simon Froehlings Sprache lässt sich von ihren Themen nicht sprengen. Es ist eine kunstvoll rhythmisierte, nahezu ins lyrische überformte, dabei ganz schlichte Sprache. Sie speist sich aus urbanen Gegenwarten; wie auch der trockene Witz der Texte, in LANGE NÄCHTE TAG etwa in der umwerfenden Yoga-Szene. Es gibt die aussertextuelle Verankerung (man darf sich einen urbanen Raum zwischen Zürich und Berlin vorstellen, in LANGE NÄCHTE TAG wird man die eine oder andere Zürcher Location wiedererkennen) – doch erschöpft sich das Interesse nicht darin. Nicht ums Abbild geht es in seinen Texten, sondern ums Zeichen. Es wäre manches zu sagen über Froehlings Liebesroman. Über Körperlichkeiten. (...) Über Wiederholung und Verknappung, die Fokussierung in der Redundanz, minimale Verschiebungen, die neue Inhaltsräume öffnen: Immer scheint Froehlings lakonische Sprache auf der Suche nach der maximalen Reduktion; und meist ist dies knappe Reden auch ein Aneinandervorbeireden, Zeichen für eine durchgängige Kommunikationsunfähigkeit, unter der Simon Froehlings Figuren leiden und an der sie zugrunde gehen. Alle reden aneinander vorbei; alle verpassen sich.«Andreas Klaeui, THEATERheute
»Der Dramatiker Simon Froehling debütiert mit einem Aidsroman: einem packenden Dokument über Schwulensex und Liebe, die nach Leben schreit. (...) Der australisch-schweizerischer Doppelbürger mit Wohnsitz in Zürich und Berlin hat bislang vor allem als Theaterautor gewirkt. Nun debütiert der 32-Jährige mit dem Schwulenroman LANGE NÄCHTE TAG, der die Selbstfindung und Selbstauflösung zum Thema hat: Eros und Thanatos – Liebe und Tod. Seinen Protagonisten Patrick lässt er dabei zwischen zwei Erzählebenen des Erinnerns hin und her changieren, mit ein und demselben Ziel: Verstehen, weshalb es so weit kommen konnte. (...) Starke, realistische Szenen wechseln mit reflexiven Momenten und Wunschfantasien.«Anna Wegelin, WoZ, Die Wochenzeitung
»Gerade hat ihm sein neuer Freund gestanden: Ich habe mich bei einem One-Night-Stand mit HIV infiziert. Die Rosa-rote Brille ist auf einen Schlag zerschmettert, die Beziehung steht auf der Kippe. Werden es die beiden schaffen, trotzdem wieder zueinander zu finden? Brutal und zärtlich zugleich ist der Debütroman des jungen schweizer Autors Simon Froehling. LANGE NÄCHTE TAG erzählt davon, wie nahe Liebe, Hass und Selbstverachtung beieinander liegen können.«www.radioeins.de
»Wie Simon Froehling dieses Chaos in Patricks Kopf beschreibt, dass hat mich wirklich sehr bewegt. (...) HIV ist ja immer noch nicht heilbar und Simon Froehling beschreibt hier sehr realistisch, wie sich auch die Gespräche der Beiden ändern und dadurch natürlich auch ihre Beziehung. (...) Vergessen oder Verdrängen, das geht hier wirklich überhaupt nicht. (...) Es ist ein sehr wichtiges Thema und klischeehaft wird es auch deshalb nicht, weil Froehling eben sehr treffend die Schwulenszene in Zürich beschreibt, ohne in seinem Buch ein moralisches Urteil zu fällen. (...) Der Titel LANGE NÄCHTE TAG trifft sehr gut diese Parallelwelten, in denen viele Schwule unterwegs sind, auch hier im Buch Patrick und Jirka. (...) Diese schwule Liebe wird sehr intensiv beschrieben, und trotzdem, finde ich, geht es in diesem Buch auch um etwas ganz universelles – egal ob jetzt Homo oder Hetero, Froehling zeigt einfach, wie unterschiedlich Menschen lieben und dass sie vor allem eins wollen: glücklich sein. Ganz egal auf welchem Weg sie dieses Ziel auch erreichen mögen.«Boris Kullick, Radio Eins (RBB)
»Patrick und Jirka sind um die 30, als sie sich kennenlernen. Nach einer gemeinsamen Yogastunde verbringen sie ihre erste Nacht miteinander. (...) Vieles in diesem Text kreist um diese Nacht, welche die beiden aneinander binden wird: In der Patrick sich davonstiehlt. (...) Später steht die Ansteckung von Patrick durch Jirka im Raum. Damit ist das Feld jener Handlung abgesteckt, welche sich beständig und als innerer Zusammenhalt durch den Text zieht. Von dieser Ebene aus operiert Simon Froehling mittels kurzer Passagen, harter Schnitte, changiert in Sprache, Erzählperspektive und Zeit. (...) LANGE NÄCHTE TAG ist kein Buch über Aids; ein wenig, könnte man sogar meinen, habe diese Krankheit von ihrem einstigen Schrecken verloren. (...) LANGE NÄCHTE TAG ist aber auch kein Buch über die Liebe, selbst wenn der Untertitel das behauptet, denn es ist dieses komplizierte Konstrukt aus Krankheit und vermeintlicher Schuld, das Patrick und Jirka zusammenhält: Liebe ist es nicht. Aber es ist ein gutes Buch, eines über Sehnsucht, Einsamkeit, Distanz, über Krankheit und Körperintegrität, die Zerstörung von Schönheit; vielleicht auch über den Tod, das Loslassen-Können und der damit verbundenen Angst vor Verlust.«Jürgen Lagger, Die Presse
»Simon Froehlings literarisches Debüt spielt zwar sehr explizit in der Homosexuellenszene – ist dabei jedoch eindeutig mehr als ein ‚Szeneroman’, da es mit feiner Symbolik von universellen seelischen und sexuellen Traumata erzählt. Ein gelungener Erstling. (...) Besonders gut hat Froehling das ‚Vorgestellte’, von dem (Orhan) Pamuk spricht, da in eine kohärente Form gegossen, wo sich Vergangenheit und Gegenwart in Rückblenden durchdringen. LANGE NÄCHTE TAG ist ein existenzialistisches Kammerspiel für zwei, grenzt an eine Parabel. Nicht zufällig hat Froehling den schönen Satz ‚Herein, ich habe mich aufgehängt’ aus Albert Camus‘ ‚Die Pest’ seinem Buch als Widmung vorangestellt. (...) Wie bei (Alan) Hollinghurst, wo Schönheit und Verderbtheit spiegelbildlich nebeneinander stehen, macht der Kontrast von Zärtlichkeit und Brutalität die Anziehungskraft von LANGE NÄCHTE TAG aus. Und Froehlings suggestive Sprache treibt den spannenden Plot voran.«TITEL Kulturmagazin, Ingo Arend
»LANGE NÄCHTE TAG erzählt in zurückhaltendem Ton von einer Amour fou unter Männern, von Aids und Darkrooms. Literarische Glanzlichter gelingen dem Autor, wenn sich sein Ich-Erzähler an die Kindheit erinnert. (...) Froehling verzichtet auf Begründungen, er skizziert bruchstückhaft das Leben zweier Schwuler, die manchmal zart, manchmal brutal umeinander ringen. Nähe und Distanz wechseln wie Angst und Zukunftseuphorie. (...) Über weite Strecken findet Froehling zu einem zurückhaltenden, leisen Ton; stark ist er in der genauen Schilderung einzelner Szenen – hier ist immer auch der Dramatiker am Werk. Besonders ausgeprägt ist dies in den collageartig eingefügten Kindheitserinnerungen und in den Rückblenden auf die nahe Vergangenheit. In wenigen Sätzen gelingt es Froehling, die Familienverhältnisse seines Ich-Erzählers bildstark zu umreissen.«Sandra Leis, Basler Zeitung
Roman, gebunden, 196 Seiten