Zwei Männer fahren durch ein altes Land: Maulbronn, Walldürn, Würzburg, Ochsenfurt, Bamberg. Ein altes Land, in dem eine chinesische Filmequipe Hermann Hesses Narziss und Goldmund verfilmt. Gianluca Pelli, Italiener aus Karlsruhe, und René Dubois, Franzose aus Basel: Der eine sieht nicht gerade wie ein Sieger aus, der andere könnte ein Filmschauspieler sein. Pelli besitzt einen Mercedes, Jahrgang 1988, mit Zierleiste aus Kirschenholz und Weißwandreifen. Dubois kann fahren. Zusammen nehmen sie die dreihundert Kilometer von Karlsruhe nach Marienbad unter die Räder. Auf Nebenstrassen. Zwei Männer fahren durch ein altes Land, das danach ruft, wieder besiedelt zu werden, Menschen aus den Grenzgebieten anzulocken, Menschen, die auf ihren Datschas immer schon gefischt, gejagt, Gemüse angebaut, Beeren gesammelt und Pilze gefunden haben. In Marienbad angekommen, begegnen Pelli und Dubois den Zwillingsschwestern Anna und Olga Stanec. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Das Waldhotel brennt ab, eine Bande von Halbstarken hat es auf die Weißwandreifen des Mercedes abgesehen. Pelli und Dubois sehen eine Kuh kalben – sie spielen das Marienbadspiel. Pelli und Dubois grüßen Gustave Flauberts Bouvard und Pécuchet in Roger Monnerats Roadmovie und köstlicher Schelmerei.
»Intelligente Schelmerei – Monnerat zeigt sich auch in diesem Buch als politischer Denker und zu aphoristischen Zuspitzungen neigender Zeitgenosse, der den Erzählfluss immer wieder durch essayistische Exkurse zu Politik, Ökonomie und Religion staut und so seinen eigenen, nie hektischen Puls findet. Es sind gerade dieser Rhythmus und die unangestrengte zufällige Notwendigkeit der Ereignisse, die Monnerats Buch so lesenswert machen.« NZZ, Thomas Brunnschweiler, 18.3.2014
»Das ist wirklich mehr als nur ein "Sprachspiel" und eine "Schelmerei". Ich finde es grossartig, wie die beiden Protagonisten im Gespräch, scheinbar beiläufig, grosse Themen und Fragen unserer Kultur, Geschichte und Bestimmung so erstaunlich schlagend diskutieren. Das ist grosse Kunst - sprachlich und inhaltlich - im unscheinbaren Format! Burkhard Varnholt
»das marienbadspiel von roger monnerat ist ein kleines, feines, grosses meisterwerk. die sprachbilder, der trockene, aber bildhafte und liebevolle monnerat-sound, die überraschungen und geheimnisse haben mich auf einer kleinen reise begleitet. mittlerweile vermischen sich die bilder der reisen, der weite, der natur, der begegnungen. ich glaub, ich fang gleich nochmal an.«dieter kubli
Tags: Karlsruhe , Marienbad , Marjampole
170 Seiten, broschiert, fleurs de benbil VI XIII