Ein Dorf ist die Summe der Geschichten, die von alters her überliefert wurden. Sagen, Legenden, Archive und Register, Kartographie und Literatur, Stammbäume und Wappen, Namen und Übernamen, Fotografien und Gemälde, Architektur und Geographie.Die alten Badnerinnen und Badner sind das Gedächtnis, aus dem heraus die Menschen in Leukerbad heute und in Zukunft ihre jeweilige Gegenwart verstehen und gestalten können.
Der Badner Bruno Zumofen hat ein, in seiner Art, einzigartiges Buch verfasst: Eine Geschichte Leukerbads anhand der Geschichte und Gschichten seiner Bewohnerinnen und Bewohner. Die Alten Badnerinnen und Badner ist zu einem Buch der Geschichten und gleichzeitig zu einem Geschichtsbuch geworden. Mit Hilfe von Pfarrbüchern, Volkszählungsbogen und anderen Unterlagen, die Bruno Zumofen in jahrelanger Arbeit aus Staats- und Gemeindearchiven zusammengetragen hat, gelang es ihm, eine Chronik der Familien von Leukerbad zu rekonstruieren. Ausgehend von den fünfzehn Stammeltern der alteingessessenen Familien von Leukerbad, zurück bis ins sechzehnte Jahrhundert, ist so ein Kaleidoskop aus Ahnentafeln entstanden, mit Hilfe derer heute jeder lückenlos den Weg zurück bis zu den »Stammeltern« verfolgen kann. Welche Ahnen verloren ihr Leben im Krieg gegen die Franzosen? Wer starb beim Niedergang der Grossen Lawinen? War einer der Ahnen Kastlan, Ortsvorsteher oder Weibel? Wohnten die Leute im Dorf, zur Gasse, auf dem Hubel, im Kehr, beim Geissstall, im Hof, auf dem Biel, an der Feldstrasse, zur Birche oder zur Goppen? Welche Hausinschriften zeugen von welchen Familien- und Dorfereignissen? Wer wurde wann für welche Arbeiten wie entlöhnt? Welche Badnerinnen und Badner wanderten aus, und wohin?Neben Statistiken über Taufen, Ehen und Todeseinträgen seit 1650 enthält das Buch Angaben über die Volkszählungen von 1829 und 1880. Das Nomadenleben zwischen Leukerbad und Getwing ist ebenso ein Exkurs wert, wie eine grosse Zahl von kleinen Geschichten, die mit zu erhellen helfen, wer und wie die Badnerinnen und Badner sind, woher sie kommen.
Mit der Zürcher Grafikerin und Buchgestalterin Simone Fennel konnten wir eine der besten ihres Fachs für die grafische und typografische Umsetzung dieses umfangreichen Materialberges gewinnen. Den Raster zu legen, der sich aus dem immensen Zahlenmaterial bilden lässt, und ihm ein grafisches »Gesicht« zu geben, bedurfte einer aussergewöhnlichen Auseinandersetzung und ein nicht alltägliches Sich-in-den-Stoff-versenken. Simone Fennel ist gelungen, was in diesem Kontext selten gelingt: Ein Buch zu gestalten, das im Anspruch an die Form dem einzigartig komponierten Inhalt entspricht. Nicht nur Historikerinnen und Historiker oder alteingesessene Badnerinnen und Badner werden dieses Buch gerne in die Hand nehmen. Ich wage zu behaupten, dass Die Alten Badnerinnen und Badner zu einem Vorzeigebuch wird, was den Umgang mit derartigen Stoffen betrifft; und zu einem Lese- und Geschenkbuch, das alle in Bann ziehen wird, die ein Flair für historische Stoffe und schön gemachte Bücher haben.
Bild- und Textband, 286 Seiten, zahlreiche schwarzweiss Fotos, farbige Stammbäume etc.Buchgestaltung: Simone Fennel