Unterhalb des hohen Himmels breitet sich das Land aus, in dem sich Mensch und Tier in Dieter Zwickys Prosa tummeln. Dieses Land heisst mal so und mal Argentinien und mal anders und mal Goms. Strenges Beobachten, ein klares Regelwerk. Sie machen Spass, sie verblüffen, sie stecken an und sie jucken unter der Kopfhaut: die langen und die kurzen Erzählungen dieses Bandes. Die Literatur ist eine Apotheke. Die Pillen oder Pasten oder Wässerchen, die in «Der Schwan, die Ratte in mir» gemixt werden, zeigen nach wenigen Sätzen Wirkung. Unter dem staunenden Auge der Leserin entsteht Realität. Der Leser erwacht aus einem Traum und brütet über der Frage, warum es auf der Welt so seltsam riecht. Und abends, wenn ein weiterer vergiss-mein-nicht-blauer Tag in die Erinnerung drängt, verwandeln sich Kühe in Affen, lösen sich Blüten von den Rosen und betupfen sich Frauen mit Feuchtigkeitstüchern. Ach, welch ein Lesegenuss!
Das sei wie ein Traum, sagt er, um alles möchte man, dass das Ungeheuer ablasse. Aber erst wenn man einnicke, könne man die Angst ziehen lassen und einen anderen, besseren Traum suchen.
Wer auch immer in die Prosa des Dieter Zwicky hineingelesen hat, hat sich auf Realität eingelassen und ist gleichzeitig aus einem Traum erwacht. Viele ziehen übers Land und durch die Schluchten der Städte und wenigen gelingt es, dass im Netz ihres Blickes die Wörter, die Sätze hängenbleiben, die alles, wirklich alles über die Menschen, die Tiere und die Strassenkreuzungen aussagen. Oder sie doch hübsch verbergen.
Ich bin kein attraktiver Mann. Ich mache hingegen sehr schöne Bewegungen. Ich verehre den Marronimann, der so ganz woanders ist, vielleicht ein wenig bei mir. Mir ist, als erlebte ich heute, als käme auf einmal so manches wieder, zurück, zu mir, als erhielte ich von den Dingen Besuch.
Albträume, Vexierbilder, Stilleben, Koketterien, Fabeln, Grotesken, Flaneursphantasien. Alles zusammen ein berückender Strauss aus Wörtern, Sätzen und Semikolons. So einer ist hierzulande und weitherum schon lange nicht mehr gefunden worden.
Prosa, 123 Seiten, gebunden