Die Gilde

»Und ich, ehrenwertes Mitglied der Chirurgengilde, will nicht aufhören, solange ich Mitglied der Gilde bin, wovon mich nur der Tod entbindet, im menschlichen Leib nach den Orten zu suchen, wo die Ursachen für jedes Verhalten des Menschen, ob gesund oder krank, liegen und zu finden sind.«

Diesen Eid haben alle sieben Mitglieder des Vorstands der Amsterdamer Chirurgengilde hoch und heilig geschworen. Trotz Missgunst, Eigennutz, Dünkel und Intrigen geniessen sie ein hohes Ansehen als Berufsleute, deren kompetente Tätigkeit nur dem Wohlergehen der Menschen gilt. Am Tag aber, als Dr. Bartolomäusz Culp mit seinen zwei stumpfen Daumen, die eigentlich unbrauchbar sind für chirurgische Feinheiten, interimistischer Vorsteher wird, an diesem Tag im Januar 1666 also, in dem Moment, als er durch die Tür des Anatomischen Theaters tritt, verliert er die Erinnerung an seine Jugendzeit. Und ein furchtbarer Teufel beginnt ihn zu reiten: Er will in den Kindern, die vor ihm Reifen treiben, Kreisel peitschen, Steckenpferde und Fässer reiten, an der Hand ihrer Eltern beim Nachmittagsspaziergang hüpfen und springen, in diesen jungen Menschen drin will er den Sitz des Gedächtnisses finden.. Dazu ist er Chirurg und kann besessen, aber ungehindert und uneingeschränkt den Weg der Forschung gehen. Immer mehr verstrickt sich der unscheinbare Culp in dieser verhängnisvollen Suche, bis er von seinem Kollegen überführt und selbst in kleinste Teile zerlegt wird – dem Publikum zur Lehre, und dass ihm das Blut in den Adern gefriere.

Pressestimmen und Zitate

Tags: Amsterdam Amsterdam

Kaspar Schnetzler: Die Gilde
Fr. 39,00
ISBN 978-3-908010-60-9

Roman, 320 Seiten, gebunden