«Sieben mal vier Meter Parkett. Luna Llena, die Gelateria im Breitenrain, vollgestellt mit Holztischen, Stühlen und einem abgewetzten Sofa. Eine ägyptische Palme beim Eingang und ein mexikanischer Kaktus beim Ausgang verbreiteten Stimmung. Das Prunkstück, der türkisfarbene Eiskasten, und daneben die Bar, Stütze für Gewohnheitstrinker, die halbleere Biergläser von der einen in die andere Hand schoben und ein Gesprach mit Rahel König suchten, wers schafft, zehn Franken. Das Luna Llena im Breitenrain war Bühne und Abstellkammer für allerlei Strandgut der geist- und weniger geistreichen Art: Stempelbrüder, Provinzintellektuelle, Hafturlauber, Erziehungsbedürftige, lettische Aupair-Mädchen ... Sie strömten herein, sassen an kleinen Tischen, Platz für vier Personen, zu acht, zu neunt, je später der Abend. Sie löffelten Eis, assen Focaccias, schlürften Kaffee und überboten sich im Versuch, Neuigkeiten und Insiderwissen auszutauschen (Schwarzarbeit, Aktienkurse, Gletscherschmelze). Einige hörten mit (Ukrainer mit Touristenvisum, Kiffer im freien Fall, Jugendliche mit Return-to-sender-Bewerbungen in der Tasche), schnappten auf und verdrückten sich zu den regional einschlägigen Arbeitsbörsen: Flohmärkte, eigenwillige Strassenecken, General-Guisan-Platz. Alles hatte seine Ordnung bis zu jenem Tag, als Alexandra Jenk bei ihrem Freund, dem Bodybuilder Jost Matter ein- und – mit ausgekugeltem Arm – gleich wieder auszog. Das Luna Llena begann zu kochen.»