»Ich zeichne sie gerne, diese Prinzen der urbanen Wüste, diese delirierenden Provokateure, den Sarkasmus ihrer Gesichter, die Farben einer Welt, wo Jugend und Freude am Leben in einem tragischen Konzert die Hinterlist des Todes streifen.«
Mit »Die Prinzen der urbanen Wüste« ist Anita Siegfried ein literarischer Coup gelungen, eine kongeniale Annäherung an das Werk, das Leben und die Zeit des Malers Mario Comensoli (1922–1993), dessen Familie aus der Toskana nach Lugano, Comensolis Geburtsort, emigriert war. Als junger Künstler zieht er nach Zürich. Paris lockt, wo Comensoli in Montparnasse wohnt, und neben vielen anderen Künstlern auch die Brüder Diego und Alberto Giacometti kennenlernt.
Nach dem Bilderzyklus über die italienische Emigration in den 50er-Jahren, den uomini in blu, sind es die Secondos, die Revolte der Jugend, Punks und Skins, das Elend der Drogenszene, die Comensoli in ihren Bann ziehen. Später eröffnen sich neue, oft verstörende Bildwelten, Chimären, halb Engel, halb Teufel, tummeln sich jetzt auf den Leinwänden, Himmel und Hölle, Eros und Thanatos gehen fliessend ineinander über.
Anita Siegfrieds mitreissende Annäherung an den peintre des rues fusst unter anderem auf einer intensiven Recherche im Archiv der Mario und Hélène Comensoli-Stiftung, wo sie bisher unveröffentlichte und persönliche Zeugnisse und Dokumente sichten konnte.